Bericht zur Einweihung der Mädchenschule

Rede einer Schülerin, rechts Direktor KhodaBirdiDer Zeitpunkt der Einweihung war denkbar ungünstig. Die Nachrichten in den Medien wurden durch die Entführungen der Südkoreaner, der beiden deutschen Ingenieure und einer Deutschen in Kabul beherrscht. Die Sicherheitslage hatte sich deutlich verschlechtert. Ausländern war es nicht erlaubt ohne Polizeischutz Kabul zu verlassen. Dennoch beschloss ich der Einweihung der Mädchenschule in Char Gul Tepa beizuwohnen.

Auf Grund der desolaten Sicherheitssituation bin ich nicht über Land nach Kunduz gereist. Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit einen Flug von Kabul nach Kunduz zu ergattern. Die Situation in Kunduz war deutlich entspannter, obwohl nach wie vor die Gefahr von Selbstmordanschlägen bestand.

Klassenzimmer der MädchenschuleDie Einweihung der Mädchenschule fand am 25. August statt. Tage zuvor hatte ich die Schule bereits besucht und fand ein wundervollen Bau vor. Obwohl es noch die ein oder anderen kleinen Baumängel gab, war der Gesamteindruck sehr positiv. Selbst die im Frühjahr von uns gepflanzten Bäume standen noch und hatten den Bauaktivitäten und dem heißen Wüstenklima standgehalten. Die Klassenzimmer der Schule sind in unterschiedlichen Farben gehalten und wirken warm und freundlich. Durch den u-förmigen Bau hat das Gebäude einen natürlichen Innenhof, der durchgehend mit einer überdachten Veranda umsäumt ist, für die Mädchen der Gemeinde ideal. Die Lehrer haben ein geräumiges Lehrerzimmer. Zusätzlich gibt es im Gebäude einen Raum für die Bücherei und einen Bereich für Handwerker-Kurse. Außerdem ist das gesamte Schulgelände mit einer Zaun-Mauer-Kombination umbaut. Sie dient als Schutz vor neugierigen Blicken und Sandstürmen. Die neuerrichteten Toiletten befinden sich ebenfalls auf dem Gelände.

Rede der MädchenAbgeordneter des Parlaments HajiAmin

Am Tag der Einweihung waren natürlich eine Menge Menschen aus den umliegenden Gemeinden zugegen, wie es in Afghanistan meistens üblich ist, nur Männer. Außerdem war der Abgeordnete des Parlaments für den Distrikt Qalay-i-Zal, Haji Amin, bei den Feierlichkeiten. Neben den Lehrern der beiden Schulen waren natürlich die Protagonisten, die Mädchen und Jungen der Schulen ganz vorne dabei. Bedauerlicherweise war kein Vertreter der Bildungsdezernats aus Kunduz da, obwohl sie eingeladen waren.

Das Gebäude der Mädchenschule am 25. AugustInnenhof

Die internationale Gemeinschaft war vertreten durch die Vertreter der KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), den Ausbilderinnen der Lehrer (Deutscher Entwicklungs Dienst), dem Vertreter des deutschen Auswärtigen Amtes und dem Kommandeur der Bundeswehr.

Der Ablauf der Zeremonie war durch den Direktor der Mädchenschule, Khodabirdi, straff durchorganisiert. Üblicherweise werden auf solchen Veranstaltungen jede Menge langer Reden gehalten, die hierarchisch eingeteilt sind. Die Wichtigsten zu erst. Das Rahmenprogramm wurde mit Gedichten und Liedern der Mädchen und Jungen aufgefüllt. Diese bedanken sich an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei den Spendern aus Deutschland und bei der Initiative Afghanistan e.V., die dieses Projekt überhaupt erst ermöglicht hat. In meiner Rede habe ich den Mädchen noch einen Bibliothek und einen Volleyballplatz in Aussicht gestellt.

Die Mädchen der Schule auf dem Weg zum RednerpultDie Gemeinde und ihre Gäste

Nach zwei Stunden war das Programm beendet und traditionell wurde dann die Schule mit dem Zerschneiden eines Bandes durch die wichtigsten Personen eingeweiht. Im Anschluss wurden alle noch zu einem Mittagsmahl geladen.

Mit dieser Feier ist nun die Gemeinde um weiteren Schatz für ihre Ausbildungen ihrer Kinder bereichert worden. Das Schulzentrum bietet den Mädchen und Jungen der Gemeinde nun hoffentlich eine bessere Zukunft. Die Bemühungen der Gemeinde tragen mittlerweile auch Früchte, die Jungenschule ist mittlerweile durch das Bildungsministeriums auf den Stand eines Gymnasiums erhoben worden. Dieser Schritt soll auch für die Mädchenschule folgen. Die Auslastung der Schulen durch die zunehmenden Schülerzahlen bestätigt den umgebremsten Wissensdurst der Kinder. Wichtig ist jetzt die Unterstützung der Lehrer/innen. Diese werden jetzt in einem zweijährigen Ausbildungsprogramm, dass durch das BMZ ( Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gefördert wird, für eine bessere und fundiertere Lehrmethode ausgebildet und unterstützt. Dieses Programm wird in mehreren Schulen im Nordosten durchgeführt. Am Ende können diese Schulen möglicherweise als Referenzschulen für Afghanistan dienen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Sicherheitslage im Land verbessert und alle Afghanen am Aufbauprozess teilhaben können, die Gemeinden in Qalay-i-Zal sind ein gutes Beispiel, dass es funktionieren kann.

Vorderer Hof der SchuleHinterer Hof

Das LehrerzimmerGeduldige Mädchen, ab September Unterricht in einem festen Gebäude



Weitere Bilder zur Bauphase der Mädchenschule
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