Risse in der Postkarte
Auf dem Berg und Übernachtungsplatz über dem Küstenstädtchen Kaş am Mittelmeer an einem spektakulären Abend.
Das kleine Örtchen Kaş an der lykischen Küste der Türkei gilt als Reisetipp, die das ursprüngliche Mittelmeer suchen. Weiß getünchte Häuser, Bougainvillea-überwucherte Gassen und ein türkisblauer Horizont – auf den ersten Blick wirkt Kaş wie ein letztes Refugium gegen den Massentourismus. Doch der Schein trügt.
In den letzten Jahren hat der zunehmende Touristenstrom auch hier Spuren hinterlassen. Immobilienpreise steigen, traditionelle Läden verschwinden, und Luxusapartments verdrängen einfache Pensionen. Viele Einheimische können sich das Leben in ihrer eigenen Stadt kaum noch leisten. Der „authentische Charme“, mit dem Kaş beworben wird, wird zur verkaufsfördernden Kulisse – oft auf Kosten der lokalen Kultur.
Auch ökologisch steht Kaş unter Druck: Wassermangel, Müllprobleme und Bauvorhaben in Naturschutzgebieten werfen Fragen nach Nachhaltigkeit auf. Während das Meer weiterhin kristallklar erscheint, brodelt es hinter den Kulissen – zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Erhalt eines fragilen Gleichgewichts.
Kaş bleibt ein wunderschöner Ort, keine Frage. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Auch das Paradies hat seine Probleme. | Türkei