Ein Juwel unter Druck

Der Beyşehir Gölü, drittgrößter See der Türkei und größter Süßwassersee des Landes, ist eine Landschafts-Ikone West-Zentralanatoliens – ein strahlend blauer Fleck umgeben von über 2000 Meter hohen Gipfeln. Noch abseits der großen Touristenströme bietet er mit seinen zahlreichen Inseln und seldschukischen Ruinen wie dem Kubadabad-Palast postkartenreife Motive und eine fast schon meditative Ruhe.

Doch hinter der idyllischen Fassade brodelt es. Der See, der einst mit seinem Fischreichtum und seiner puren Größe beeindruckte (45 km lang, bis zu 10 m tief), kämpft ums Überleben. Das Problem ist der klassische Dreiklang aus Mensch und Natur: Klimawandel mit weniger Niederschlag, massiver Wasserentnahme für die Bewässerung der Konya-Ebene und – hier kommt die Kritik ins Spiel – die Einleitung von Abwässern.

Lange Zeit wurde die Natur als unerschöpflich betrachtet. Jetzt muss die Region hektisch gegensteuern: Abwasser-Anlagen werden gebaut und ehrgeizige Masterpläne zur Seen-Rettung aufgelegt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Ob dieses türkische Juwel seine Biodiversität und seine Ursprünglichkeit bewahren kann, hängt davon ab, ob die Schutzmaßnahmen schnell genug greifen – und ob man der Versuchung widersteht, das kostbare Wasser weiterhin als selbstverständlich zu betrachten. Der Beyşehir Gölü ist ein Mahnmal dafür, dass die größten Schätze oft die zerbrechlichsten sind. | Türkei

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