Ein ganz kleines Abenteuer im nassen Anti-Atlas

Nach dem heftigen Gewitter am Abend zuvor in Ourzazate begrüßt uns ein sonniger Morgen, nach dem Frühstück planen wir nach Agdz und ins Draa-Tal zu fahren. Noch während wir unseren Kaffee schlürfen hören wir draussen tiefes Grummeln und innerhalb einer halben Stunde verdunkelt sich der Morgen und wieder öffnet der Himmel seine Schleusen und ein Platzregen, gefolgt von starken Hagelschauern, geht über der Stadt runter. Selbst unser Zimmer bleibt nicht verschont, unter der Balkontür wird Wasser ins Zimmer gedrückt. Also verschieben wir unsere Abfahrt, bestaunen das Spektakel, die Wassermassen und die zunehmend weiß werdende Stadt. Und wieder ist die Kanalisation überfordert und die Straßen in Ourzazate stehen abermals unter Wasser.

Ourzazate im Gewitter

Nach ungefähr einer Stunde beruhigt sich die Lage und wir brechen mit Verspätung zu unserem geplanten Ausflug auf. Schon die Stadt zu verlassen stellt sich als kompliziert heraus, die Hauptstraße ist unpassierbar. Wir werden über kleinere Seitenstraßen umgeleitet, die zwar auch überflutet sind, aber unser Mietwagen meistert es im Schritttempo bestens.

Auf nach Agdz.

Die Landstraße hinter Ourzazate ist frei, fast kein Verkehr, vor uns noch die dunklen, schwarzen Wolken des Gewitters. Nach einer halben Stund Fahrt sehen wir eine stehende Fahrzeugkolonne, Stau in der Wüste? Nein, durch das Gewitter hat sich ein Wadi in einen reißenden, breiten Fluß verwandelt. Durchfahren unmöglich. Selbst SUV Fahrern und Trucks ist es zu heikel. Also erstmal abwarten, ein wenig den Wadi entlang wandern und sich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, dass man wieder umkehren muss, denn der Wadi schwillt immer mehr an und man kann sich gar nicht vorstellen, dass er noch an diesem Tag passierbar sein wird.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Wadis stehen keine Fahrzeuge, vermutlich wird es noch einen weiteren überfluteten Wadi geben. Nach ungefähr einundhalb Stunden beginnt der Wadi merklich zu sinken und alle Wartenden schöpfen Hoffnung. Wer macht den ersten Versuch? Und dann ist es tatsächlich ein Truckfahrer der als Erster sich durch die Fluten wagt. Gespannt verfolgen wir alle seinen Versuch.

Der Erste

Von nun an gibt es keinen Halten mehr, wie ein Startsignal springen alle jetzt in ihr Autos, wagen die Überfahrt, auch von der anderen Seite kommen jetzt Fahrzeuge. Einige versuchen ganz schnell durch zu fahren, andere schleichen durch. Ich präferiere auch die Schleichfahrt, so kann kein Wasser in den Luftfilter hochkommen. Bis wir an der Reihe sind vergehen aber noch weitere fünfzehn Minuten, weil nun auch der Gegenverkehr den Wadi kreuzt und man lieber ohne entgegenkommende Fahrzeuge den Wadi durchfahren will. Ein Marrokaner versucht das Chaos zu dirigieren, gibt dem Gegenverkehr Zeichen zum Starten oder Stoppen, am Ende gibt er auf und jeder muss nun zu sehen wie er da rüber kommt.

Strecke frei

Am Ende haben wir es ohne Probleme auch geschafft, fünf Minuten später kreuzt der selbe Wadi tatsächlich nochmals die Straße in ähnlicher Breite. Aber auch hier ist die Durchfahrt risikolos. Danach ist die Strecke komplett frei, stellenweise sind die Auswüchse des Gewitters noch zu sehen, weiß angehauchte Wüsten-Landschaften, andere mit Wasser gefüllte Wadis.

Wüste Marokko Schnee

Durch den Regen hat sich die Farbe der Landschaft komplett verändert, das sowieso schon farbige, kontrastreiche Marokko ist jetzt noch satter in Farben und Strukturen. Eine Stunde später sind wir dann am Ziel und haben nur noch blauen Himmel für uns, eine warme Sonne, nur noch in der Ferne sieht man das Gewitter abziehen.

Tizi'n-Tinififft Draa-Tal Marokko

Die Rückfahrt war trocken und unspektakulär. Alle Wadis führten kein Wasser mehr.
Als wäre nichts gewesen.

Beach Feeling Wolken Träume

5 Kommentare

  1. 5 (!) Fotos , 4 Filme , 1 Karte + tüchtig Text : da muss man schon etwas länger bleiben.
    Schöne Sonntagsbeschäftigung :-) Gefällt mir !
    Mit welcher/n Kamera/s wurde das aufgenommen?

  2. Und natürlich Fotos und Text im angegebenen Link…
    (Fast) als wäre der Besucher dabei gewesen.
    Wirklich beeinduckend.

Schreibe einen Kommentar zu b Antwort verwerfen