Ein Tripp nach Bamiyan durch ein wildes Land.

Gemeinsam mit ein paar Freunden aus Kunduz, die für eine Hilfsorganisation arbeiteten, wollten wir auf dem Landweg nach Bamiyan reisen. Uns war bewusst, dass solch ein Ausflug nicht ganz risikolos ist. Nach Abfrage der aktuellen Sicherheitslage waren wir aber einigermaßen zuversichtlich, dass wir fahren können. Für die Strecke von Kunduz nach Bamiyan musste man 12 – 15 Stunden Fahrt kalkulieren und so brachen wir noch vor Sonnenaufgang auf.

Kurz hinter Doshi verlässt man die geteerte Straße und bewegt sich dann tief in die Provinz Baghlan hinein, immer am Fluß entlang, dem Darya-i-Qondoz, der durch die Frühjahrsschmelze sehr viel Wasser führte und die Farbe von gut durchgerührten Kakao hatte.

Die Strecke hinter Doshi konnte man nur Offroad befahren, beziehungsweise über stark lädierte Pisten. Leider ist die Region auch eine der vielen No-Go-Areas im Land, obwohl sie zu einer der imposantesten Landschaften im Hindukusch gehört. Gerade im Frühjahr, wenn die Flüsse viel Wasser führen und die Täler frisch grün sind kommt man aus dem Staunen nicht raus.

Zwischen Doshi und Bamiyan

An der Strecke liegen viele der typischen afghanischen Lehmdörfer, in denen meistens Bauernfamilien leben. Die Täler sind fruchtbar und so wird normalerweise viel Weizen und Reis angebaut. Zwischendurch stoppten wir an schönen Plätzen und liesen uns im saftigen Gras zu einem Picknick nieder, im Hintergrund immer das Rauschen des Flusses. Irgendwie blieben wir aber nie unentdeckt, immer tauchten aus dem Nichts Kinder auf, die neugierig uns erst mit ängstlichen Abstand beobachteten und nach einer Weile sich trauten näher zu kommen.

Geldsegen durch Mohnanbau in Baghlan

Wenn man in den grünen Felder herumlief, entdeckte man dazwischen viele Bereiche mit Mohnpflanzen für die Opiumproduktion. Den Bauern bleibt oftmals keine andere Wahl mit dem Geld aus dem Opiumanbau ihre Familien zu ernähren.

Der afghanische Staat hat keine wirksame Kontrolle über die Region, vielmehr können hier die „Taliban“ frei agieren und drängen oftmals die Bauerfamilien zum Anbau. Für die Bauern ein lukratives Geschäft, und für die Taliban ein noch besseres Geschäft, so können sie aus dem Erlös des Opiums Waffen kaufen. Afghanistan ist einer der größten Opium- und Heroin-Exporteure der Welt. Zu den Profiteuren gehören Schmuggler, korrupte Beamte – und nicht zuletzt die Taliban.

Hindukusch Baghlan

Schlaglöcher und immer wieder fiese Schlaglöcher, das gehörte unweigerlich zu dieser Fahrt dazu. Über Stunden war das aber anstrengend und verlangte Kopf und Körper viel ab. Unseren beiden Fahrzeugen wurde auch viel zugemutet, deswegen hat man mindestens zwei Reserveräder an Bord. Gebraucht haben wir keins.

 Tankstelle zwischen Doshi und Bamiyan

Aber Diesel mussten wir tanken. Auf halber Strecke gab es die einzige Tankstelle im Örtchen Kalangozar. Eigentlich wollten wir Stopps in Orten vermeiden, aber zum Tanken hatten wir keine andere Wahl. Unsere österreichiche Freundin und meine Frau durften die Fahrzeuge nicht verlassen, wir wollten keine unangenehme Situation provozieren. Unter vielen beobachtenden Augen füllten wir unsere Tanks und sahen zu, dass wir schnell weiterfuhren.

GPS Afghanistan

Nicht immer war die Streckenführung eindeutig, Schilder oder ähnliche Markierungen gab es nicht. Unsere Freunde hatten aber ein GPS Gerät dabei, absolut hilfreich an zweideutigen Kreuzungen oder in unübersichtlichen Orten.

Überschwemmte Strecke Hindukusch

Immer wieder war die Strecke vom Fluß überschwemmt, oftmals war nicht klar wie tief das Wasser war oder wieviel der Untergrund unter der Wasserfläche nach gab. An solchen Passagen fuhr nur einer von uns vor, damit wir in einem Notfall dann das Fahrzeug noch mit dem anderen Wagen hätten rausziehen können. Bis auf eine kleine brenzelige Situation ging es aber immer gut.

Bamiyan Tal

Und dann noch vor Sonnenuntergang sahen wir die ersten Bergketten des Bamyian Tals, Erleichterung nach 15 Stunden Fahrt für ungefähr 330 Kilometer. Die Provinz Bamiyan mit ihren inzwischen zerstörten Buddha Statuen war ein sicherer Ort und man hatte nichts mehr zu befürchten. Eine anstrengende, aber wunderschöne Fahrt durch bezaubernde Landschaften und Flusstälern endete an diesem Tag im Restaurant des Roof Top Hotels, inklusive Blick auf die leeren Nischen der Buddha Statuen.

Die Strecke Kunduz nach Bamiyan

Allein Ölige Bäume

3 Kommentare

  1. Excellent photographic report, where the differences in life to make 330Km are very evident.
    In Europe, with the motorways, these 330 km are done in less 3 hours. On these side of the world, it took 5 times more hours.

    PS: With due differences, this mountain (first photo) resembles the Table Mountain that exists in South Africa.

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