Bericht zum Schulbesuch im März/April 2007

Stau am Salang-PassDer Besuch im März/April 2007 zeigte einmal mehr, welche Unwegsamkeiten ein Land wie Afghanistan bieten kann.

Zum ersten Mal haben uns Mitglieder des Vereins begleitet. Wir waren zu viert aufgebrochen und schon bei der Ankunft auf dem Kabuler Flughafen erfuhren wir, dass es grade einen Anschlag auf den amerikanischen Botschafter gegeben hatte, nicht förderlich für die Stimmung bei einigen von uns. Dazu erfuhren wir dann noch, dass der Salang-Pass wegen Lawinenabgang mit zahlreichen Toten, vorübergehend geschlossen wurde obwohl wir eigentlich direkt nach Kunduz weiter wollten.

Tags darauf wurde Entwarnung für den Salang gegeben und so brachen wir in aller Frühe auf. Leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass Tausende von Afghanen die gleiche Idee hatten, zumal am Folgetag Nau-e-Ruz war und natürlich alles nach Mazar-i-Sharif wollte. Und das geht nur über den Salang. Kurz vor Jebel Saraj, der Einstiegsort vor dem Salang-Pass, ging nichts mehr. Da wir überzeugt optimistisch waren, beschlossen wir das Wagnis einzugehen und hofften auf ein baldiges Weiterkommen. Am Ende kamen wir am nächsten Morgen um 3 Uhr in Kunduz an, für die Strecke brauchten wir gerade mal 17 Stunden (normal 5-6 Stunden).

Der Hauptgrund für unseren Besuch war den Fortschritt der Mädchenschule in Char Gul Tepa zu sehen. Außerdem wollten wir mit den Mädchen den Garten der Schule mit Bäumen bepflanzen. Zusätzlich mussten wir die nächsen Bauabschnitte für die Schule mit dem Projektleiter der KFW besprechen. Und natürlich freuten wir uns auch die Menschen der Gemeinde wieder zu sehen.

Picknick in der WüsteBei unserem ersten Besuch im Dorf wurden wir dann erstmal zu einem Picknick in die Wüste eingeladen. Ende März war die sonst so verdörrte Landschaft eine blühende, grüne Oase. Auf einem Hügel, irgendwo in der Wüste hatten die Dorfbewohner mehrere Erdöfen für die Zubereitung der zahlreichen Speisen installiert. Nach 35 Jahren konnte ich wieder einen Drachen steigen lassen und den berühmten Drachenkampf spielen. Irgendwie habe ich es verlernt und mein Drachen würde abgesäbelt. Im Anschluß bewiesen die Afghanen wieder einmal ihre berühmte Gastfreundschaft und so saßen wir auf turkmenischen Teppichen mitten in der grünen Wüste und aßen frischen Fisch, Lammfleisch, Reis und noch einiges mehr. Das Wetter tat sein übriges. Tashakor für diesen wundervollen Tag.

Mit einem Schaf im Gepäck besuchten wir zwei Tage später die Schuldirektoren der Mädchen- und Jungenschule, Khodabirdi und Haji-Amin Ahmanullah. Das Schaf übergaben wir als Geschenk für das Neujahrsfest. Wir inspizierten gemeinsam die beiden Schulgebäude. Dabei ließ der Schuldierektor der Jungenschule keinen Versuch verstreichen, auf weitere Hilfe für seine Schule hinzuweisen. Da die Jungenschule zur Zeit die einzige im Umkreis von 50 km ist, strömen zur Zeit täglich 10-15 neue Schüler und Schülerinnen nach Char Gul Tepa. Mittlerweile werden wieder Klassenzimmer in Zelten errichtet um der Flut an neuen SchülerInnen Herr zu werden. Ein Problem, dass sich erst lösen lässt, wenn es in den Nachbargemeinden hoffentlich bald auch neue Schulgebäude gibt.

Später nahmen wir dann am Sportunterricht teil, in Form eines Volleyball-Spiels. Erstaunlich fanden wir die zahlreichen begabten Jungen, die ausgesprochen professionell spielten. Unsere Baumpflanzaktion verschoben wir auf den nächsten Tag. Und so verging der Tag im Fluge und da wir diese Nacht im Dorf übernachten wollten, wurde wir in das Gästehaus Khodabirdis verfrachtet. Zu unserer Überraschung gab es wieder ein Festmahl. Bis spät in die Nacht tranken wir noch Tee und unterhielten uns.

Schuldirektoren Khodabirdi und Haji AmanullahFrüh am nächsten Morgen sollte nun die Bepflanzung des Gartens der Mädchenschule starten. Die gesamte Mädchenschule war erschienen, die Gemeinde hatte die Bäume organisiert, die wir bezahlten. Und so durften die Mädchen selber ihre Bäume pflanzen, nachdem der Hausmeister die Pflanzlöcher ausgehoben hatte. Wir erklärten den Mädchen, das sie nun verantwortlich für ihre Bäume sind. Das bedeutet, dass sie von nun jeden Tag den Pflanzen Wasser geben müssen. Dafür werden sie nun Reih um einen Dienst aufstellen, der dafür sorgt, das die Bäume gewässert werden. Der Jungenschule spendeten wir auch noch weitere Bäume.

Noch am späten Vormittag wurden wir zum Fischen in einem Nachbardorf eingeladen. Leider war das Fischen ziemlich enttäuschend, da die Fischer mit uns lediglich einmal den Fluss querten um dann einfach eine Dynamitstange ins Wasser zu werfen. Nach der höllischen Explosion war das Ergebnis gleich null. Alle Versuche ihnen zu erklären, dass diese Methode des Fischens auf Dauer ihre Fischbestände auslöschen wird, waren ihnen weniger verständlich. Ein Jahr zuvor war ich mit anderen Fischer weiter flussaufwärts unterwegs, die noch tradtionell mit zwei Booten und Netzen arbeiteten und deutlich erfolgreicher waren. Trotzdem erhielten wir aber Mittags im Dorf ein köstliches Fischmahl.

Die weiteren Tage in Kunduz verbrachten wir mit Treffen mit zahlreichen Organisationen. Unter anderem haben wir uns mit dem Vertreter des Auswärtigen Amtes in Kunduz, Herrn Phillip Ackermann. Da Susanne ein Frauenprojekt im Distrikt Qalay-i-Zal eroierte, wollten wir wissen, welche Unterstützung wir vom Auswärtigen Amt erwarten könnten. Herr Ackermann konnte zumindest Unterstützung anbieten, in welcher Form, wird sich bei Umsetzung des Projekts zeigen.

Für unser Mädchenschulprojekt trafen wir imer wieder den Projektleiter der KFW, Ulrich Jedelhauser um die weiteren Schritte für die Schule in Char Gul Tepa abzustimmen.Da der Verein beispielsweise die Sportplatz finanzieren möchte, brauchten wir einen Kostenvoranschlag. Genauso wollen wir, wie bei der Jungenschule, die Einrichtung der Bibliothek übernehmen.

Überflutungen am SalangMeine Schwester Susanne wollte in den folgenden Tagen eigentlich ein Frauenprojekt im Distrikt Qalay-i-Zal gemeinsam mit den Frauen des Distriktes erörtern. Aber zunächst musste sie nach Kabul. Leider machte dann der afghanische Frühling dieses Vorhaben zunichte. In den folgenden drei Tagen ergoß sich über Afghanistan eine Sintflut. Im Hindukusch traten zahlreiche Flüsse in noch nie gesehen Ausmaß über die Ufer und zerstörten Dörfer, Strassen und Felder. Der Salang-Pass war wieder einmal unpassierbar. Lawinen, Überflutung, unterspülte Strassen und weggerissene Brücken machten das Reisen zwischen Kabul und Kunduz unmöglich. Selbst der Flugverkehr wurde eingestellt. Am Ende mussten meine Frau und ich in Kunduz zusehen wie wir es noch nach Kabul schaffen können, da unser gebuchter Rückflug in Gefahr geriet. Der einzige Sonnentag und die Bundeswehr brachte dann die Erlösung. Mit einem Transportflug der Bundeswehr konnten wir aus Kunduz ausfliegen. Und am folgenden Tag in Kabul zeigte sich nochmal die Naturgewalt Afghanistans, ein Erdbeben der Stärke 6,3 sorgte noch einmal für Aufregung.

So endete dieser Aufenthalt mit zahlreichen Erlebnisen, die nicht geplant waren. Bis zum nächsten Mal.

1 Kommentar


  1. MichaelOlbrich am 1. November 2007 um 17:53

    Ich war 1973 das letzte Mal in Afhanistan und bin 4 Monate mit einem Pferd nach Bamian geritten. Später dann nach Mazar-Sharif.
    Es freut mich sehr das trotz des ungeheuren Leids das über die Menschen gekommen ist mein Eindruck der Leute sich wwieder bestätigt hat.

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